Mülltourismus in Borkwalde belastet den Ort

Pappkartons aus Brandenburg und Zementsäcke: Borkwalde leidet unter Mülltourismus

Borkwalde leidet unter einem Mülltourismus, wie Martina und Heribert Heyden berichten. Bei ihrem Streifzug durch den Ort findet das Ehepaar vor allem am Straßenrand und im Wald illegal entsorgten Müll. Doch auch der Abfall in den Tonnen hat sich seit der Pandemie verändert.

Alle zwei bis drei Monate machen sich Martina und Heribert Heyden aus Borkwalde auf den Weg und sammeln im Ort den Müll am Straßenrand und im Wald mühevoll mit der Hand auf. Auch heute wieder. Ausgerüstet ist das Ehepaar lediglich mit ein paar Schutzhandschuhen sowie Plastiksäcken, in den unzählige Schnaps und Bier€aschen, Zigarettenstummel und Zigarettenschachteln, Taschentücher, Coffee-to-go-Becher sowie Kronkorken, aber auch FFP2-Masken landen.

Ortsputz reicht nicht aus

„Anhand der Anzahl der Bierfl€aschenöffnungen kann man erkennen, welche Biersorten die beliebtesten sind. An erster Stelle steht Freiberger, gefolgt von Krombacher und Hasseröder“, sagt Heribert Heyden leicht sarkastisch. Da der Müll überwiegend im Straßengraben liegt, geht das Ehepaar davon aus, dass die Autofahrer den Müll aus dem Fenster werfen.

„Wenn ich mir anschaue, wie viele Schnaps€flaschen und Flachmänner wir finden, dann möchte ich gar nicht daran denken, dass diese Menschen noch Auto fahren“, wirft Martina Heyden besorgt ein. Der Ortsputz, der ein Mal im Jahr stattndet, reicht nicht aus, um der Müllmenge im Ort noch Herr zu werden, sagen die Heydens. „Wir haben einen regelrechten Mülltourismus in Borkwalde.“ Denn neben dem Abfall, den die Heydens im Wald und im Straßengraben finden, bereitet ihnen auch der Blick in die Papiertonne Sorgen.

Borkwalde

Flaschen von Likören, Bieren und Weinen gehören zum „Sortiment“ des aufgesammelten Mülls. Quelle: Johanna Uminski

„Durch die Pandemie bestellen die Leute viel mehr bei Onlinehändlern. Die zum Teil sehr großen Pappkartons werden gar nicht oder nicht richtig zusammengefaltet und klein geschnitten, sodass die Papiertonnen gleich voll sind. Aufgefallen ist uns, dass es Papierverpackungen gibt, auf denen noch die Adressen an Personen in Luckenwalde oder Brandenburg aufgeklebt sind. Die Frage ist, wie kommen die Pappkartons in die Borkwalder Mülltonnen?“, fragen sich die Heydens.

Doch in den vier Papiertonnen, die den Bewohnern der Mehrfamilienhäuser am Astrid-Lindgren-Platz zustehen und nicht abgeschlossen sind, findet sich aufgrund des Baubooms im Ort noch anderer Müll. „Gefunden haben wir auch mehrere Zementsäcke und rot-weißes Flatterband. Das gehört alles nicht in eine Papiertonne“, berichtet Heribert Heyden. Für das Borkwalder Ehepaar „steckt es in den Genen“ für Sauberkeit im Ort zu sorgen, betonen beide. „Es ist kein gutes Erscheinungsbild für unseren Ort, wenn überall Müll herumliegt. Da muss man einfach was machen.“

Doch auch der Sicherheitsaspekt spielt eine große Rolle, betonen Martina und Heribert Heyden. „Im Sommer haben wir das auch gemacht, weil es so heiß war und wir überall am Rand das Glas gesehen haben. Die Angst war da, dass sich dadurch etwas selbst anzündet und des dadurch zu einem großen Waldbrand kommt. Das ist dann der sogenannte Brennglaseffekt.“ Die Borkwalder haben einen eindringlichen Appell an die Müllsünder. „Bitte entsorgen Sie ihren Müll zu Hause und in den dafür vorgesehenen Mülleimern.“

Dass der Flämingmarkt, der aufgrund der Pandemie abgesagt wurde, nicht in Borkwalde stattndet, befürworten die Heydens. „Wir sind vor 14 Jahren nach Borkwalde gezogen und das Erscheinungsbild des Ortes hat sich in dieser Zeit dramatisch verschlechtert. Hier muss noch viel passieren“, betont das Ehepaar, das berichtet, dass früher ein Hausmeisterservice sich um den Platz im Ort, die Mülltonnen und den Laub im Herbst gekümmert hat. „Das ist alles weg. Vermutlich, weil gespart werden muss. Die Besitzer wohnen alle weit weg und es geht nur darum, Geld zu erwirtschaften.“

Borkwalde

Nach kurzer Zeit sind die Plastiksäcke von Martina und Heribert Heyden voller illegal entsorgtem Müll. Quelle: Johanna Uminski

Wenn Fahrradtouristen vom Radweg auf den Astrid-Lindgren-Platz, dem Mittelpunkt des Ortes kommen, finden sie ein ungep€flegtes Erscheinungsbild mit einem defekten Brunnen, überfüllten Mülltonnen und hochgedrückten P€astersteinen, die auch ein hohes Stolperrisiko darstellen, erklären die Borkwalder. Martina und Heribert Heyden hoffen, dass ihre Bitte wahrgenommen wird, damit sie in zwei Monaten nicht wieder mit Mülltüten und Schutzhandschuhen durch den Ort stiefeln müssen, um den illegal entsorgten Müll zu beseitigen. „Da müssen wir einfach dranbleiben und solange meckern, bis es auch der Letzte verstanden hat.“

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Von Johanna Uminski

Mit freundlicher Genehmigung von Johanna Uminski, Märkische Allgemeine

Bezugnehmend des Artikels möchte ich mich auf diesem Weg recht herzlich bei Familie Heyden für ihr Engagement bedanken.
Ich wünsche mir, dass jeder seinen Müll dort entsorgt, wo er hingehört.

Mit freundlichen Grüßen,

Egbert Eska
Ihr ehrenamtlicher Bürgermeister

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